Damit wir klug werden“ lautet das Thema des diesjährigen Kirchentages in Stuttgart. Er findet in der Woche nach dem Sonntag „Trinitatis“ statt. „Unsere Tage zu zählen, lehre uns, damit wir ein weises Herz erlangen“ ist so in etwa die wörtliche Übersetzung dieses Satzes aus dem Psalm 90. Müssen wir klug werden? Ich habe den Eindruck, wenn es uns Menschen vielleicht an allem Möglichen mangelt, dann aber ganz bestimmt nicht an Klugheit. Jeder meint, er habe vom lieben Gott genug davon mitbekommen. Ich habe von Niemanden in meinem Leben je eine Klage über seine Dummheit gehört. Was jeder im Überfluß zu haben scheint, ist wohl Klugheit. Müssen wir also klug werden?

Bekannter ist das Psalmwort uns in der gängigen Form: “Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden. „ Besser über Grenzen nachdenken als Tage nachzählen. Vielleicht dann auch nicht nur im Kopf, sondern ebenso im Herzen merken, daß alle bekannten Allmachtsphantasien einer Korrektur bedürfen. Allmachtsphantasie ist das Kleid der Dummheit. Und elegant ist dieses Kleid nicht, sein Muster ist unter anderem die Gier, die Korruption, die Gewalt, der Krieg. Beispiele sind jeden Tag in den Medien nachzulesen oder zu hören.

Wenn ich daran denke – nicht immer und nicht jeden Tag – daß ja auch mein Leben ein Ende hat,

dann werde ich nachdenklich. Dann nehme ich mein eigenes Handeln und das der Anderen unter die Lupe. Und dann werde ich – jedenfalls für einige Minuten, Stunden, Tage – achtsamer gegenüber anderen Menschen, Geschöpfen, meiner Umwelt und mir selber gegenüber. Das ist, glaube ich klug. Denn umfangen, damit zugleich begrenzt, wird mein Leben von Gottes großer Güte, der mich leben läßt und in allen Schwierigkeiten meine Zuflucht sein will. Er, der alleinige, der dreifaltige allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der  Heilige Geist von Ewigkeit zu Ewigkeit.

GUK  (alle Rechte beim Autor)