Pflanzen und Kult

Heckenkräuter: Die Gundelrebe

Ein seit altersher bekanntes Kraut, das geschützt unter Hecken im Frühjahr wächst, ist die Gundelrebe. Im Plattdeutschen wurde sie auch “Kiek där´n Tun” genannt. Guck durch den Zaun” oder “Kroup där´n Tun – Kriech durch den Zaun” genannt. Ihr blauen Lippenblüten an dem auf dem Boden hinkriechenden Stengeln erscheinen oft schon im März. Ihre Blätter sind vielfach Bestandteil des Grünndonnertagsgemüses gewesen. Der Genuß soll Gesundheit für das ganze Jahr bringen.

Im Böhmerwald wurden die Blätter in “Kummeradlpflan” (rundes, flaches Gebäck) gebacken. In Pommern wurde die Pflanze in einem Eiergericht gebraten, was auf eine alte Kultspeise hindeutet. Schon vor 300 Jahren wurde in einer alten Aberglaubensammlung darauf hingewiesen, daß, wer an Walpurgis (30.4./1.5) einen Kranz von Gundermann aufsetzt und damit in die Kirche geht, die Hexen erkennen könne. Um Gotha herum wurde bis vor ca. Hundert Jahren die Gundelrebe an Walpurgis gepflückt und über allen Türen, besonders den Stalltüren, angebracht. Zugleich wurde mit Kreide drei Kreuze auf die Tür gemalt und dabei gesprochen:” Das Blut Jesu Christi macht uns rein von allen Sünden.Amen.” Dann, so glaubte man, könnten die Hexen zu Walpurgis dem Vieh nichts Böses antun.

H. Marzell (alle Rechte beim Autor)